„Data in Motion“ bringt digitale Bürger-Services in Bewegung
Smart City-Szenarios sind nur mit offenen Technologien und Datenplattformen denkbar
Confluent und it-novum arbeiten momentan gemeinsam daran, moderne Datenplattformen mit Streaming-Funktionen aufzubauen. Was genau sind aus der Sicht von Confluent die Vorteile für Unternehmen?
Um in der heutigen Welt konkurrieren und gewinnen zu können, gilt es alles jederzeit zu optimieren. Dazu gehören auch Software-Architekturen, die immer mehr Kernprozesse und -aspekte des Business tragen. Denn die Kundenerwartungen wurden und werden von „Digital Natives” gesetzt – Unternehmen, die von Grund auf modernen Plattformen aufbauen. Skalierung? Kein Problem!
Die Erwartungshaltung an digitale Kundenerlebnisse und vollständig integrierte Echtzeitabläufe passt nicht zusammen mit Daten- und Infrastruktur-Silos. Und gerade solche schaffen aber Föderalismus und starre Hierarchien, um ein Beispiel aus dem öffentlichen Bereich zu wählen. Bürger erwarten die gleiche Flexibilität und Reaktionsgeschwindigkeit, wie sie sie aus der digitalen Wirtschaft gewöhnt sind. Das betrifft nicht nur behördliche Prozesse, sondern auch die Technologie-Stacks, die über viele Jahrzehnte gewachsen sind. Für beide gilt: „Das haben wir schon immer so gemacht“ ist nicht mehr umsetzbar! Und vor allem im Technologiebereich hat es eine schwer durchdringbare „Spaghetti-Architektur“ mit sich gebracht, dass Datenintegration zu einer echten Herausforderung wird.
Daten müssen über das komplette Unternehmen hinweg kontinuierlich gesammelt, verarbeitet und in Applikationen reaktiv genutzt werden. Mit anderen Worten: Wenn ein Unternehmen oder auch der Regierungsapparat zunehmend software-definiert wird, braucht es eine Datenplattform, die für „Data in Motion” ausgelegt ist und weniger für „Data at Rest”. Diese Plattform schafft Confluent, sowohl on-premise als auch in der Cloud.
Confluent basiert auf der Open-Source-Lösung Apache Kafka, die von den Gründern von Confluent erfunden und initial programmiert wurde – diese Verbindung bietet uns natürlich zum einen die Möglichkeit der direkten wertvollen Zusammenarbeit mit der Community, aber sie erlaubt unseren Kunden auch die Gewissheit, dass die Open Source-Lösung als eigenständiges Projekt gefördert wird.
Wie können Anwendungsfälle z.B. für Smart Cities und den Public Sector aussehen, und welchen Mehrwert bietet eine Streaming-Plattform in diesem Kontext?
Smart Cities möchten elektronische IoT-Sensoren nutzen, um Daten zu sammeln und dann die aus diesen Daten gewonnenen Erkenntnisse zu nutzen, um Vermögenswerte, Ressourcen und Dienstleistungen effizient zu verwalten. Eine Smart City muss somit mit verschiedenen Schnittstellen, Datenstrukturen und Technologien arbeiten.
Viele Datenströme müssen integriert, korreliert und in Echtzeit verarbeitet werden. Viele Datenströme sind hochvolumig. Daher sind Skalierbarkeit und eine elastische Infrastruktur essentiell für den Erfolg. Viele Datenströme enthalten unternehmenskritische Workloads. Daher sind Eigenschaften wie Zuverlässigkeit, kein Datenverlust, Persistenz etc. extrem wichtig. Smart City-Anwendungsfälle beinhalten oft hybride Architekturen. Einige Teile müssen am Edge laufen, d.h. näher an den Straßen, Gebäuden, Kameras und vielen anderen Schnittstellen, um hohe Verfügbarkeit, niedrige Latenz und geringere Kosten zu erreichen.
Smart Cities und der öffentliche Sektor werden oft zusammen betrachtet, da sie eng miteinander verbunden sind. Anwendungsfälle, die durch die Nutzung von Event Streaming deutlich verbessert werden können, sind zum Beispiel Bürger-Services (wie Krankenhausmodernisierung, Track&Trace-Covid-Distanzkontrolle, effizientes und digitales Bürgerengagement wie der Personalausweisantragsprozess, und viele mehr).
Aber auch Open Exchange, z.B. mit Mobilitäts-Services (Partner kann hier die Automobilindustrie sein), sind spannende Themen. Weitere Anwendungsbereiche sind Smart Parking, Smart Buildings oder die Optimierung der Abfallwirtschaft, um nur ein paar Beispiele zu nennen.
Was sind die Trends, wo geht die Entwicklung hin, welche Funktionalitäten erwarten Kunden zukünftig?
Der Aufstieg von “Data in Motion” ist ein weltweites Phänomen, das sich auf jede Branche, jede Region und jede Art von Unternehmen auswirkt. Die Bewegung wurde im Silicon Valley geboren, wo sie allgegenwärtig ist. Unternehmen wie Uber, Netflix, Pinterest und Salesforce waren frühe Anwender von Open Source Apache Kafka und haben jahrelang darauf aufgebaut. Es war nur eine Frage der Zeit, bis auch dieses Paradigma den Weg in die Cloud findet. Hier würden wir schon nicht mehr von einem Trend sprechen, sondern einem Ist-Zustand.
In vielen der größten Tech-Giganten verarbeiten deren Data-in-Motion-Plattformen in der Cloud, aber auch noch in eigenen Datencentern, jeden Tag Petabytes an Daten, die permanent in Bewegung sind. Dabei wird jeder Teil eines riesigen digitalen Unternehmens verbunden und über Streams alle Aktivitäten des Unternehmens erfasst und verarbeitet. Viele dieser Daten werden bereits „on the Edge“ produziert, in wenigen Jahren soll es bis zu 25% aller Daten sein.
Aber instabile Netzwerkverbindungen, Probleme mit der Latenz am Netzwerk-Edge oder inkonsistente Konnektivität erschweren deren Nutzung. Unternehmen, aber auch Städte, setzen deshalb verstärkt auf zuverlässige und skalierbare Plattformen zur Datenkonnektivität. Mithilfe von IoT- und Event-Streaming-Technologien wird problemlos auf Daten zugegriffen. Hürden in der Datenverarbeitung werden auf diese Weise sogar branchenübergreifend überwunden – das birgt spannende Use Case, die wir aktuell mit vielen Unternehmen diskutieren.
Grundsätzlich kann man aber sagen: Die Fähigkeit, Daten in Bewegung zu denken, als festen Bestandteil des Business anzunehmen und Nutzen zu können, ist kein entscheidender Wettbewerbsvorteil der Zukunft, sondern der Gegenwart.
Kai Wähner
Field CTO, Confluent Germany GmbH